gewidmet Paul Brunton





Montag, 31. Oktober 2011

Die Welt der Schatten

Ein guter Freund bat mich, etwas über meine Erfahrungen in der Welt der Schatten zu schreiben... Hier das Ergebnis:

Die Welt der Schatten

I.
Die Anfälle häufen sich.
Vielleicht liegt es am Fehlen der Sonne...
Sind es überhaupt Anfälle...?
Ich weiß es nicht.
Nenne ich es Die Welt der Schatten, so ist nichts damit ausgesagt...und würde ich sie beschreiben wollen, so wäre der Versuch ein ebenso unzureichend kläglicher wie der Castanedas.
Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt, schreibt Wittgenstein, glaube ich zumindest. Doch wenn nicht, so hätte er es schreiben können. Indes auch Wittgenstein ist nur ein Name. Ein Name, der bei dem einen oder anderen Assoziationen weckt, die stimmen...oder auch nicht...
Benennt man die Zeit als vierte Dimension, so begrenzt sich das menschliche Ausdrucksvermögen von selbst & innerhalb dieser vierdimensionalen Welt können wir gleichzeitig ablaufende Prozesse nicht einmal in dieser Gleichzeitigkeit beschreiben.
Jede Beschreibung ist nur eine Interpretation des ihr Zugrundeliegenden.
Kannst Du das Interagieren von Energien sehen, durch das alles Leben auf diesem Planeten entsteht, wenn Dir die Einsicht in die Welt der Energien verwehrt ist?
Du sagst, Du bist gebildet und hast Heisenberg und Max Planck verstanden, Dein Auge sei zu träge, um die mit Hyperlichtgeschwindigkeit agierenden Energien zu erkennen, die Materie bilden, formen und entwickeln...- Doch vielleicht ist dies nur eine billige Ausrede, um Dich wie Oidipous auf Deine Blindheit warten zu lassen, die Dich sehend machen soll...
Und das ist metaphorisch gemeint.
Gibt es einen Sinn des Daseins, so liegt er außerhalb desselben, noch einmal Wittgenstein, möglicherweise...- Ich zitiere immer nur aus dem Gedächtnis, denn der korrekte Wortlaut eines Zitates bedeutet nichts oder nicht mehr als daß es der korrekte Wortlaut ist & Worte sind unwichtig. Das Endziel jedes Redens ist das Schweigen,
nicht das des Todes, der angeblich für Wittgenstein und andere Mystiker uns das Sehen schenkt...
Ich werde nicht versuchen, die Welt der Schatten darzustellen, sie sprengt die Vierdimensionalität – und damit ist letztendlich schon zu viel gesagt...
Vielleicht wird man an den zu beschreibenden Folgen meines (unfreiwilligen) Aufenthaltes in der Welt der Schatten Rückschlüsse auf sie ziehen & man wird sich irren, denn diese Rückschlüsse geschehen mit den Mitteln der vierdimensionalen Welt & sind als solche wertlos. Genausogut könnte man jeden, der die Fähigkeit besitzt, in der Welt der Schatten zu verkehren, als geisteskrank bezeichnen... Das läuft auf dasselbe hinaus, es ist genau so falsch wie unnütz...
Wie kann man einer Welt entfliehen, die sich der Beschreibung entzieht?
Ist die Flucht das einzige Mittel, sie zu überleben...
...doch das ist unwichtig letztendlich...

II.
Der Engel des Todes wurde das letztemal gesehen als er Janis Joplin holte (oder war es Jim Morrison?); inzwischen hat sich der Gedanke an Reinkarnation auch in der westlichen Welt derart festgesetzt, daß selbst lächerliche Menschen ihn zu träumen beginnen.

III.
Die Ausflüge in die Welt der Schatten dauern wenige Sekunden bis sechs Stunden, sie sind immer gleich lang.
Es begann vor ca. drei Jahren...und Welt der Schatten nenne ich sie nur in Anlehnung an Castaneda, ich würde sie eher Welt der Stille oder der Emotionen nennen; doch das ist schon eine unzureichende Bezeichnung.
Festzuhalten ist, daß Welt der Schatten nichts mit Schatten zu tun hat, es ist eine Um-schreibung für etwas von uns nicht Be-schreibbaren.
Auch wenn ich versuche, sie als zeitlosen emotionalen Zustand zu be-greifen, so entgleitet sie sofort meinem Verständnis, wenn sich die Begriffe mit ihren gewohnten Inhalten füllen.

IV.
Emotionen.
Das Merkwürdige bei meiner ersten Rückführung war, daß ich, bevor ich etwas sehen, hören, fühlen, schmecken oder riechen konnte, in den Zustand verzweifelnder Trauer fiel, Tränen liefen mir in Bächen aus den Augen, die ich erst viel später verstand als ich das Elend meiner Lage im Jahre 1642 sah, hörte, spürte, roch und schmeckte...

V.
Die Welt der Schatten ist emotionslos.

(Halloween 2011)
VI.
Nach wochenlanger Abstinenz hat mich die Welt der Schatten heute wieder ereilt, mitten im Lesen eines Reinkarnations-Romans.
Ich beginne, mich daran zu gewöhnen...
Gedanke bei der Rückkehr: Die Welt hat offiziell seit heute 7 Milliarden Menschen. Wieviele davon haben eine Seele?

VII.
Es gibt Zombies.

VIII.
Die Welt der Schatten ist genau so real wie die Welt der Engel.
In letzterer könnte ich nicht atmen.
Wer vertraut schon einem Engel, wenn er einst mit Teufeln verkehrte?

IX.
Die Realität entzieht sich der Sprache des vierdimensionalen Raumes. - Metapher sollen mißverstanden werden und werden es in der Regel auch: Von daher ist es ebenso sinnvoll wie unsinnig bei einer Welt von 7 Milliarden Menschen die heilsame Kraft des Krieges zu beschwören.
Euripides läßt es in einer seiner späten Tragödien Zeus tun...
Indes: Wer ist Euripides?

X.
Die Welt der Schatten erweitert den Horizont desjenigen, den sie ereilt, auf die Größe eines Sesamsamens.
Wieso Sesam?
...1000 und 1 Nacht, ihr Ignoranten...

XI.
Wozu haben Engel Flügel, wenn die Beinfesseln sie am Fliegen hindern?
(Der Satz ist keine Allegorie, er ist auch keine Metapher, doch vielleicht ist er in der vierdimensionen Welt nicht zu verstehen...)

XII.
Die Welt der Schatten ist, was sie ist.
Die Welt der 7 Milliarden Menschen isst, was sie ist.
(Das Neudeutsche bringt es auf den Punkt, die beiden Welten trennt die Unendlichkeit der Verdoppelung eines Konsonanten, doch das ß braucht letztendlich kein Mensch - ! -)

XIII.
Wahrscheinlich ist dies der Grund, weshalb am imaginären Eingang der Welt der Schatten das unsichtbare Schild steht: Zutritt für Engel verboten! Nicht jedes geflügelte Wesen ist ein Engel. Aber jeder Engel ist ein Todesengel (vgl. II.).

XIV.
In der Zeitlosigkeit der Welt der Schatten existiert der Tod nicht. Doch was existiert schon in ihr?

XV.
Die Zeitlosigkeit raubt uns Lebenszeit.
Zeit indes existiert nur im Bewußtsein desjenigen, der sie wahrnimmt.

XVI.
Der Taoismus,
die Quantenphysik &
die Erfahrungen in der Welt der Schatten haben eines gemeinsam:
Sie evozieren den Widerspruch per se.
Dies erscheint dem in der vierdimensionalen Welt Gefangenen als unlogisch.
Darüber läßt sich streiten. Doch dieses Streiten ist letztlich Energieverschwendung...
Nur in der Welt der Energien aber ist die Logik strengstes unerbittlichstes Prinzip.

XVI.
Leben definiert sich als Interaktion von Energien (vgl. I).
So ist alles miteinander verbunden, der Stein, die Pflanze, das Tier, der Mensch...

XVII.
Die Welt der Schatten indes ist ein energiefreier Raum.
Dennoch existiert sie und transzendiert die anderen Welten.

XVIII.
Die Definition von Leben (XVI.) verliert in der Welt der Schatten ihre Gültigkeit.

XIX.
Gibt es in ihr überhaupt Leben?
Aber was ist Leben jenseits der Welt der Energien?

XX.
Was ist Leben überhaupt?
Ist Leben das Fernsein von Tod?
In der Welt der Schatten sind Leben und Tod ungleich identisch.

XXI.
Ist dies und das Fehlen von Emotion der Beweis ihrer Zeitlosigkeit?

XXII.
Die Abschnitte XVI. bis XXI. zeigen, wie unsinnig es ist, mit den Mitteln der vierdimensionalen der Welt der Schatten Herr werden zu wollen.

XXIII.
Die Welt der Schatten ist, was sie ist.
Die Eintrittskarte in sie kann den Tod bedeuten (vgl. Timothy Leary), doch – siehe! -
Es gibt keinen Tod. (Karlheinz Stockhausen)
Hier der Beweis

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen